Sprint Planning einmal anders
Vor einiger Zeit wurde ich als ScrumMaster in ein größeres Projekt geholt. Das neue Team war zwar bisher nur klassische Softwareentwicklung gewöhnt, aber doch sehr neugierig und aufgeschlossen auf die neue agile Herangehensweise mittels Scrum.
Nach dem Projektsetup und einer theoretischen Einführung des Teams in die neue Welt, kam dann schließlich der Tag, an dem das erste Sprint-Planning-Meeting stattfand. Zuerst einigte man sich mit dem Product Owner auf die im nächsten Sprint umzusetzenden User-Stories (Sprint Planning I), bevor es im zweiten Teil des Meetings um die Konkretisierung der Sprintplanung (Sprint Planning II) mittels Task-Kärtchen ging.
Das Team, bestehend aus 7 Entwicklern und 2 Testern war eifrig beschäftigt, tauschte sich aus und schrieb Task-Kärtchen für das Sprint-Board. Einzig ein Teammitglied - eine Testerin - war recht schnell damit fertig und hatte genau ein Kärtchen verfasst. Voller Stolz präsentierte sie dem Team das Kärtchen auf welchem groß Testen! stand.
Daraufhin diskutierten wir, was sie denn so alles beim Testen konkret zu tun habe? Nach einer weiteren Weile fragte ich dann, ob ein Kärtchen für all die vielen unterschiedlichen Aufgaben nicht vielleicht doch ein bisschen zu wenig ist?
Nach kurzer Überlegung schrieb nun auch die Testerin eifrig Kärtchen - nicht zu viele - aber doch ein paar. Die Kärtchen hängte sie wieder an das Sprint-Board und darauf war nun zu lesen:
- Testen, 1. Teil
- Testen, 2. Teil
- Testen, 3. Teil
- Testen, 4. Teil
Ich gab mir Mühe und erklärte ihr, dass das zwar schon sehr viel besser ist, aber noch immer nicht konkret ihre Aufgaben beschreibt. Und sollte sie z.B. einmal unerwartet nicht zum Testen kommen oder im schlimmsten Fall sogar längere Zeit krank werden, wäre es anhand der Karten für das Team schwierig bis unmöglich zu wissen, was sie schon getan hat und welche Aufgaben das Team noch neu verteilen müsste.
Es dauerte noch ein paar weitere Sprints, bis sich ihr der Sinn der Task-Kärtchen vollständig erschloss und sie die Kärtchen so schrieb, wie das restliche Team, und auf diese Weise ihre Arbeit transparent machen konnte.